Nahezu jede Werbeagentur oder jedes Unternehmensberatungsunternehmen bietet inzwischen die Positionierung an. Wie auf einem Jahrmarkt wird sie marktschreierisch angepriesen. Selbst ausgedachte Systeme, SWOT-Analysen und utopische Erfolgsversprechen werden einem quasi hinterher geworfen. Was man davon hat? Zweierlei: Plakate mit schlauen Sprüchen, die Ihre Konferenzräume zieren und/oder ellenlange To-Do-Listen, die niemals umgesetzt werden. Was das Beratungsunternehmen davon hat? Einen großen Batzen Umsatz.
Um Ihnen schon vorher ein Gefühl dafür zu geben, was für eine erfolgreiche Positionierung notwendig ist und wie Sie gute Positionierungssysteme erkennen, möchte ich Ihnen meine persönlichen Erfolgsfaktoren vorstellen:
1. Fundiertes System, keine Gefühls-Beratung
Ich erlebe immer wieder, wie Beratungsunternehmen „nach Gefühl“ positionieren. Es gibt kein festes System, nach dem sie vorgehen, keine bestimmten Faktoren, die sie analysieren. Strategie-Beratung ist viel zu oft eine Gefühlsberatung. Das ist in vielerlei Hinsicht falsch. Erfolg ist definitiv in einem gewissen Rahmen planbar. Man kann ihn beeinflussen und herbeiführen, aber nicht durch ein Gefühl, sondern durch ein klares System, durch klare Entscheidungsfaktoren. Wer dies ignoriert und denkt, persönliche Eindrücke und Vorlieben würden einen voranbringen, hat das Prinzip einer Unternehmensstrategie nicht verstanden. Achten Sie also bei Ihrem Beratungsunternehmen darauf, dass die Positionierung einem strikten und logischen System folgt, das auf einer fundierten Wirkungsweise basiert.
2. Integrieren Sie Mitarbeiter und Außenstehende
Eine (Marken-)Positionierung funktioniert niemals, wenn man sie selbst als Geschäftsführer am eigenen Unternehmen durchführt. Hier werden nur die gleichen alten Kamellen aus dem trüben eigenen Fahrwasser gefischt. Wir alle entwickeln auf ganz natürliche Weise über die Jahre hinweg einen Tunnelblick, der uns die klare Sicht nach links und rechts verwehrt. Objektive Stimmen aus der Mitarbeiterschaft oder ganz neutrale Teilnehmer sind für die Positionierung des eigenen Unternehmens unabdingbar. Sie richten den Blick auf Stellen, die einem verborgen bleiben und geben Impulse, die für ein Denken über den Tellerrand hinaus enorm wichtig sind. Gehen Sie bewusst in vielleicht unangenehme Themen mit der Hilfe eines bunt durchgemischten Teams hinein!
3. Setzen Sie sich realistische Ziele
Ich habe mich bewusst in der Einleitung dieses Beitrags über die meist ellenlangen To-Do-Listen, die so mancher Berater am Ende eines Workshops verteilt, lustig gemacht. Denn was bringen Ihnen derartige Listen, wenn die Aufgaben niemals erledigt werden können, weil sie im Alltag nicht zu bewältigen sind? Eine Positionierung scheitert selten an dem tatsächlichen Ergebnis, sondern in den meisten Fällen an der Umsetzung. Die Umsetzung ist es nämlich, die eine Positionierung erst zu einer Positionierung macht. Die beste Strategie, die tollsten Ergebnisse bringen nichts, wenn sie nicht umgesetzt und unter die eigenen Kunden gebracht werden. Deshalb ist es wichtig, sich realistische Ziele zu setzen und mit ihnen direkt auch Deadlines zu verbinden, die einen klaren zeitlichen Rahmen vorgeben. Wer Aufgaben nicht innerhalb von 72 Stunden angeht, wird sie wahrscheinlich nie angehen.
4. Haben Sie Geduld und handeln Sie nachhaltig
Geduld – eine Eigenschaft, die in der Praxis leider oft gar nicht so einfach umzusetzen ist. Doch gerade, wenn es um die strategische Ausrichtung eines Unternehmens geht, ist sie unerlässlich. Deshalb haben Sie Geduld! Sichtbare Erfolge brauchen ihre Zeit. Handeln Sie nachhaltig und verzichten Sie auf Schnellschüsse und unüberlegte Entscheidungen. Diese würden all Ihre Arbeit, die Sie in die Positionierung Ihres Unternehmens gesteckt haben, nur wieder kaputt machen.
5. Überdenken Sie regelmäßig Ihre Strategie
Viele Geschäftsführer beschäftigen sich eine Zeit lang mit der eigenen Strategie und gehen dann davon aus, dass der Laden läuft. Dass sich Erfolge schnell einstellen, dass Mitarbeiter und Kunden wissen, wo der Weg hinführen soll und dass es damit getan wäre. Doch eine Strategie lebt von der Regelmäßigkeit. Eine Strategie darf niemals in Stein gemeißelt sein. Sie muss sich den Umständen, äußeren Einflüssen, der Nachfrage und wirtschaftlichen Gegebenheiten anpassen. Deshalb muss sie natürlich auch regelmäßig hinterfragt und entsprechend angepasst werden. Aus diesem Grund empfehle ich in einem Abstand von einem Jahr stetig kleinere Workshops durchzuführen, um die Aktualität der einstigen Entscheidungen regelmäßig zu prüfen. Auch zwischen diesen 12 Monaten sollte ein kleines Team monatlich an der eigenen Positionierung und deren Umsetzung arbeiten und feilen. Sie darf zu keinem Zeitpunkt außer Acht geraten. Positionierung muss gelebt werden.
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