Es ist 23:00 Uhr, du kannst nicht schlafen und wälzt dich im Bett von einer Seite auf die andere. Die Müdigkeit stellt sich nicht ein, stattdessen greifst du zum Handy und wie automatisch öffnest du Instagram. Deine Timeline, die Storys und Reels verraten dir einige spannende News: Sarah ist gerade im Urlaub in Südfrankreich, Paul ist auf einem Konzert deiner Lieblingsband und der Coffee Shop um die Ecke bietet endlich wieder Zimtschnecken an. Die Zeit verfliegt, du scrollst und scrollst, um 2:00 Uhr fallen dir die Augen zu und das Smartphone aus der Hand.
Zeit für mehr Realität
Seit Influencer ganze Wirtschaftsimperien um ihre Personal Brand aufgebaut haben, haben Facebook, Instagram und Co. an Authentizität eingebüßt. Filter glätten verschlafene Gesichter am Morgen, Photoshop mogelt jeden Körper so, dass er den aktuellen Schönheitsstandards entspricht, und viele Profile vermitteln mehr Schein als Sein. Social Media sei fake lautet oft der Vorwurf. Und vielleicht hast auch du schon einmal deine Urlaubsfotos retuschiert oder die geteilten Inhalte anderweitig aufgehübscht, nur um mehr Likes und Kommentare auf deinen Post zu bekommen.
Bei all der Produktwerbung, den Kooperationen und Unternehmensprofilen wird schnell klar: Hier geht es ums (große) Geld.
Für mehr Realität gibt es deshalb seit 2020 die aus Frankreich stammende Social App Be Real.
So funktioniert BeReal
Seit Mitte 2022 steigt die Bekanntheit von BeReal. Die Funktionsweise ist dabei ganz einfach. Du lädst dir die App und kannst dich über dein Telefonbuch mit Freunden verknüpft, indem du ihnen folgst. Einmal am Tag bekommst du eine Push-Mitteilung. Diese erhältst du immer zu einer anderen Zeit. Ab da startet ein Countdown, du hast zwei Minuten Zeit, um ein Foto zu teilen. Eine reale Momentaufnahme eben.
Die Besonderheit ist dabei die DualCamera. Stell dir vor du bummelst durch die Stadt, vor der Buchhandlung kommt die Benachrichtigung von BeReal. Du holst dein Handy aus der Tasche, öffnest die App und machst ein Foto. Mit der Frontkamera wird ein Selfie aufgenommen, mit der Rückkamera die Buchhandlung.
Du lädst das Foto hoch und erhältst damit Zugriff auf die Fotos deiner Freunde. Lädst du nichts hoch, siehst du für den Tag auch keine Beiträge. Am nächsten Tag, gibt es eine neue Chance für dich.
Wie von Social-Media-Plattformen gewohnt, kannst du auch hier Kommentare schreiben oder eine Reaktion senden.
Fazit
Der Name hält, was er verspricht, denn BeReal schafft private Einblicke in den Alltag, teilt ungeschönte Momente und eben Lachfalten, Speckröllchen oder Unordnung. Perfektionsdrang? Fehlanzeige! Die Content Creators sind nahbare Personen, keine Profis. Bei BeReal gibt es bislang außerdem keine vorgesehene Erweiterung für Unternehmen. Es bleibt spannend zu sehen, wie sich die App in der nächsten Zeit entwickelt. Schafft sie es zu einem anhaltenden realen Hype oder wird sie wie Clubhouse zur Eintagsfliege der sozialen Netzwerke?
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