Für viele mittelständische Firmen ist nicht nur der viel beschworene Mitarbeitermangel überlebensbedrohend, es fehlt mittlerweile auch bei vielen Betrieben der Nachfolger oder die Nachfolgerin.
Immer mehr Angehörige der Babyboomer-Generation gehen in Rente, sowohl Arbeitnehmer wie auch Selbständige. Unter den deutlich schwächeren Jahrgängen danach finden sich in immer mehr Fällen keine direkten Nachfolger*innen. Und auch außerhalb der Familie gibt es wenig Menschen, die bereit sind, eine bestehende Firma zu übernehmen. Lt. einem Bericht der Wirtschaftswoche (Abrufdatum 28.03.2023) ist die mit Abstand größte Hürde für eine erfolgreiche Nachfolge der Mangel an geeigneten Kandidaten. Gleichzeitig steigt der Bedarf an zukünftigen Unternehmer*innen. Nach einer KfW-Umfrage sind derzeit ein Drittel der Unternehmer*innen 60 Jahre oder älter. Gerade in den nächsten Jahren werden also viele mittelständische Firmen händeringend einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin suchen.
Den meisten Unternehmen geht es dabei wirtschaftlich gut. Die Auftragslage ist bestens. Allerdings fehlt vielen Firmen der „Coolness-Faktor“:
- Sie stellen ihr Licht unter den Scheffel
- Sie verstecken sich in der Masse
- Sie stellen sich als ein ähnliches Unternehmen unter ähnlichen Unternehmen dar
- Sie präsentieren sich als „Graue-Maus“
- Sie erreichen nicht ihr volles Potenzial
Niemand möchte als potenzielle*r Nachfolger*in ein verzetteltes Unternehmen übernehmen. Zumal genau diese Betriebe auch das Problem verursachen, dass sie auch keine neuen Mitarbeiter*innen ansprechen und damit auch den bestehenden Beschäftigten keine Perspektive aufzeigen können.
Die ideale Voraussetzung für einen begehrten Arbeitsplatz dagegen bieten lokale Marktführer, die auch eine ganz andere Resonanz für mögliche Nachfolger*innen entwickeln können. Diese Art von Firmen besitzen das gewisse Etwas, wofür sich der Einsatz als Arbeitnehmer und Unternehmer lohnt:
- Sie sind als „Local Champions“ sichtbar
- Sie präsentieren sich als unkopierbar, einzigartig, einmalig
- Sie erhöhen ständig ihren Bekanntheitsgrad
- Sie vermitteln glaubhaft einen Experten-Status
- Sie erreichen eine deutlich höhere Wertschöpfung als der Wettbewerb
Um diesen Status zu erreichen, muss man schon Jahre vor der geplanten Geschäftsübergabe eine Neupositionierung des Unternehmens auf die Beine stellen. Dabei müssen auch interne Prozesse umgestellt werden. Oft dauert es dann nochmals ein bis zwei Jahre bis nach einer Neuausrichtung das Unternehmen seinen Weg zur optimalen Zielgruppe gefunden hat.
Deshalb sollte man die Neupositionierung nicht auf die lange Bank schieben. Der Mut ausgetrampelte Pfade zu verlassen und neue Wege zu gehen fällt vielen Unternehmer*innen gerade in der Babyboomer-Generation sehr schwer. Kein Wunder, so hat man doch über einige Jahre und Jahrzehnte erfolgreich den eigenen Betrieb durch viele Höhen und Tiefen gebracht. Viele Krisen hat man gemeinsam mit dem eigenen Team und Familienangehörigen gemeistert.
Allerdings wird es auch immer mehr Inhaberinnen und Geschäftsführer klar, dass wir uns politisch, gesellschaftlich und auch wirtschaftlich in einer Zeitenwende befinden. Viele Führungskräfte in den Unternehmen spüren, wie der Boden unter den eigenen Füßen immer labiler wird. Während es früher immer wieder zu Konjunkturzyklen mit Auf- und Abschwung gekommen ist, merken viele Unternehmer*innen, dass sich grundlegend in ein neues Zeitalter andeutet. Das ehemalige Motto „Höher, schneller und weiter“ begeistert niemanden mehr. Wir müssen in den nächsten Jahren eine Möglichkeit finden, ressourcenschonend und nachhaltig zu produzieren und neben der wirtschaftlichen Existenzberechtigung auch die Frage nach dem Sinn des eigenen Wirtschaftens beantworten.
Mittelständische Firmen, die diesen Wandel meistern und ihre Positionierung klar und deutlich kommunizieren können, haben die besten Chancen geeignete Mitarbeiter*innen und auch Nachfolger*innen finden. Egal in welcher Branche und in welcher Region sie auch immer ihr Geschäft betreiben werden. Die Zukunft gehört den Unternehmen mit einem starken Markenauftritt.
Bildnachweis: Bild von Jonas Greuter auf Pixabay