„Analoge Revolution“ hat sich die diesjährige Creative Paper Conference auf die Fahnen geschrieben. Bereits zum sechsten Mal fand die inspirierende Vortragsreihe rund um die vielfältige Welt des Papiers in der Alten Kongresshalle München statt. Veranstaltet von der novum, dem Magazin der Kreativbranche, um Verbindungen zwischen Gestaltern, Druckereien sowie Papierherstellern gewinnbringend zu fördern. Als neugierige Besucher waren Lukas Wirth und Lisa Walther aus dem Kreativ-Team von dr.mohr Markenbildung dabei, um sich frische Ideen, Anregungen und Inspiration zu holen. Am Freitag, den 26. Oktober, gab es folgende spannende Vorträge zu hören.
Sehr amüsant und sympathisch stellte Studio Mut aus Bozen die langjährige Zusammenarbeit mit der Stadt Trieste vor, für die es seit 2015 Plakatserien für das Triester Festival gestaltet. Dabei zeigte es ihre praktische Arbeitsweise mit dem Material Papier. Es wird noch „gebastelt“, d.h. es wird viel ausgedruckt, erprobt, collagiert. Kurz: Jedes Projekt wird haptisch und intensiv bearbeitet.
Atelier 522 vom Bodensee zeigte eine weites Spektrum aus den Bereichen Innenarchitektur, Messebau, Corporate- und Web-Design. Alle Kompetenzen sind stets miteinander verbunden und beruhen letztendlich auf Kommunikation. Kommunikation zwischen Produkt und Kunde. Im besten Fall entsteht dort ein Dialog. Und selbst wenn Kunden diesen zunächst merkwürdig empfinden und sich am Design stoßen: Was merkwürdig erscheint, kann „zum merken würdig“ werden.
Moodley Brand Design aus Graz präsentierte handfeste, strategische Projekte aus dem Bereich Branding: Maßgeschneiderte Corporate Designs, die immer eine tiefe Geschichte erzählen. Denn „Marken sind Emotionen“. Erscheinungsbilder, die im Kopf hängen bleiben, weil sie bis ins kleinste Detail gestaltet und somit wiedererkennbar sind. Ein schöner Vergleich, der hier von Ulrike Pinter gebracht wurde: die Marke ist der Baum, die Blätter sind alles mögliche Anwendungen. Zwar ist jedes Blatt eigenständig für sich, aber dennoch ähneln sich alle Blätter und sie können dem Baum zugeordnet werden. Besonders im Vordergrund stand außerdem die Devise „Strategie macht den Unterschied“. Denn definiert man gleich zu Beginn Kernwerte, kann man diese immer und immer wieder kommunizieren: „Die Marke ist immer das, was andere über Sie sagen!“ Gerade bei Relaunches von Projekten fertigt Moodley am Ende Magazine an, um die Marken-Transformation von alt zu neu zu zeigen. Sehr anschaulich und wirkungsvoll, sowohl für Kunden als auch für Gestalter.
In einer Pecha-Kucha-Reihe gab es drei kürzere Vorträge zu hören, nämlich von:
- Julia Kahl von dem Slanted Verlags und Blog stellte die Konzeption, Herstellung und Druck der neuen Ausgabe des Slanted Magazins über Dubai vor. Der Verlag wurde von ihr und Lars Harmsen aus einer einfachen Idee heraus gegründet, heute bietet er einen der bedeutendsten Typografie-Blogs Deutschlands, der schon längst auch international Beachtung findet.
- Christian Weiß von X-Design aus München lieferte am Beispiel von bedruckten Papiertaschentücherverpackungen für die Drogeriekette dm Einblicke in die Welt des Verpackungsdesigns in hoher Auflagenzahl.
- Der Illustrator Felix Scheinberger zeigte anhand von Skizzenbüchern seinen persönlichen Umgang mit dem Material Papier. Für ihn sind die darin gezeichneten Illustrationen jeweils subjektive Blickwinkel einer gefilterten Realität. Außerdem erfuhr man von ihm wie es war, ein Cover der novum mit insgesamt ca. 12.500 Exemplaren individuell mit Wasserfarbe zu bepinseln, um jedes Exemplar zu einem Unikat zu machen.
Auch die Konferenz selbst hat mit einem durchgängig fein gestalteten, typografischen Erscheinungsbild überzeugt und ist selbst mit gutem Beipiel vorangegangen. Verschiedenste Printprodukte und Druckverfahren konnte man vor und während der Messe erfahren, wie z.B. Plakate, Schlüsselbänder, Stifte, Blöcke sowie Programmzeitung. Ganz nebenbei auch im Digitalen hervorragend umgesetzt – u.a. als Einspieler vor den Talks, natürlich als Website und Banner. Komplett aus einem Guss von den Branding Experten, Vollblutdesignern, Materialfetischisten und Projektdompteuren von Paperlux aus Hamburg.
Das Motto durfte also wörtlich genommen werden: Papierinnovationen, hochwertige Druckveredelungen und erstaunliche Printprojekte konnte man anhand der vorgestellten Projekte visuell erfahren und außerdem haptisch im gut besuchten Ausstellungsbereich des Foyers entdecken. Ein großer Vorteil von Papier ist und bleibt dessen Haptik, die sich immer individuell erfahren und greifen lässt. Papier bleibt begreiflich und liefert genau deshalb genug Stoff für die Analoge Revolution im digitalen Zeitalter.