Gesetze guter Gestaltung – Teil 1

Gutes Design folgt den Regeln und bricht sie: Über Gesetzmäßigkeiten und Thesen guter Gestaltung

Design bedeutet nicht bloß etwas „schön“ zu machen. Im besten Fall ist Design das Ergebnis eines durchdachten und fundierten Konzeptionsprozesses, der auf ausführlicher Recherche, Hingabe, Haltung und Leidenschaft basiert. Dabei befolgt Design wissenschaftlichen Gesetzmäßigkeiten sowie Thesen, die sich im Laufe der Zeit etabliert und weiterentwickelt haben. Immer mit der Intention „Gutes“ hervorzubringen. Was steckt also dahinter, wenn wir Design betrachten?

Die 10 Gestaltgesetze der Wahrnehmung

Ganz intuitiv folgt die menschliche Wahrnehmung den Regeln der Gestaltpsychologie, die sich in den 1920er Jahren zu einer eigenständigen Theorie entwickelt hat. Diese untersucht dabei die zugrunde liegenden kognitiven Mechanismen, die es ermöglichen, visuelle Phänomene wahrzunehmen und zu interpretieren. Hieraus fundierten sich Gestaltgesetze, die sich in verschiedene Kategorien einordnen lassen: Gliederung in Bereiche, Unterscheidung von Figur und Grund, Geschlossenheit und Gruppierung, Prinzip der guten Gestalt und Gesetz der Prägnanz sowie Integration in Bezugsrahmen (Zimbardo, 1999).

Sie sind Verallgemeinerungen der Funktionsweise und Eigentümlichkeit der visuellen Wahrnehmung des Menschen und spielen vor allem bei der Komposition von grafischen Oberflächen eine elementare Rolle – eine wichtige Grundlage für eine erfolgreiche Interface-Gestaltung. Ohne Rücksicht auf die Gestaltgesetze kann es leicht passieren, dass z.B. zusammengehöriger Inhalt nicht als solcher erkannt wird. Die folgenden Prinzipien und Gesetze versuchen zu erklären, wie unser Gehirn aus den einzelnen Bereichen Gestalten bildet.

01 Gesetz der Nähe

Elemente, die nahe beieinander liegen, werden als zusammengehörig interpretiert.

02 Gesetz des gemeinsamen Schicksals

Objekte, die sich auf die gleiche Art und Weise oder in eine gemeinsame Richtung bewegen, werden als zusammengehörig wahrgenommen.

03 Gesetz der verbundenen Elemente

Miteinander verbundene Elemente werden als Einheit wahrgenommen.

04 Gesetz der Figur-Grund-Trennung

Vordergrund (Figur) und Hintergrund können nicht gleichzeitig betrachtet werden.

05 Gesetz der Kontinuität

Unsere Wahrnehmung ergänzt Formen und Linien und setzt sie fort, um eine schnelle Deutung unserer Umgebung zu ermöglichen.

06 Gesetz der Symmetrie

Elemente in symmetrischer Anordnung werden besser wahrgenommen und unterstützen die Lesbarkeit z.B. von Formularen.

07 Gesetz der Erfahrung

Undefinierte Strukturen können durch individuelle Erfahrungen als bekannte Gestalt wahrgenommen werden. Dieses Phänomen ist die Voraussetzung für die Simulation dreidimensionaler Objekte auf einer Fläche.

08 Gesetz der Prägnanz

Komplexe Objekte werden aufgrund von Erfahrung vereinfacht.

09 Gesetz der Geschlossenheit

Geschlossene Elemente werden schneller erkannt als offene.

10 Gesetz der Ähnlichkeit

Ähnliche Objekte werden von unserer Wahrnehmung gruppiert.

Die genannten Gesetzmäßigkeiten helfen u.a. bei der Gestaltung und dem gegliederten Aufbau von Websites, damit sich der Nutzer gut zurecht findet. So finden die Regeln hier vor allem Anwendung im Bereich der Button- und Navigationsgestaltung.

Allerdings gibt es weit mehr Regeln, mit denen sich Gestalter alltäglich konfrontiert sehen. Welche Thesen die kreative Arbeit noch beeinflussen, wird im zweiten Teil dieses Artikels verraten.

Quellennachweis:

STERNAD, Daniela (Abruf 04.10.18): Gestaltungsgesetze, grafixerin.con, Wien
THÜRING, Prof. Dr. Manfred (Abruf 04.10.18): Methodenkarte Gestaltgesetze, usetree.de, Berlin
ZIMBARDO, P. G., Gerrig, R. J. (1999): Psychologie: Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg

Bildnachweis:

Bild-Nummer: 158471528 von Lumina Images – stock.adobe.com 

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