Bei dem Begriff „Influencer“ schaut der ein oder andere erst einmal verwundert drein. Was klingt wie eine lästige und schwächende Grippe, bezeichnet eine ungefährliche, aber durchaus einflussreiche Person, die durch ihr Wissen, ihre Kommunikation und Reichweite in den sozialen Netzwerken zum Meinungsbildner und –führer wird. Übersetzen wir dann noch das englische Verb „to influence“ ins Deutsche wird nochmal klarer, von was wir sprechen. „To influence“ bedeutet, „jemanden beeinflussen“ – in unserem Fall handelt es sich also um eine Person, die durch Empfehlungen die Meinung von Anderen positiv beeinflusst.
Woher kommt dieser Trend?
Werbung strömt in allen Medien auf uns ein. Im Fernseher, im Radio, in der Tageszeitung und natürlich im Internet. Die meisten von uns reagieren so oder so ähnlich: Sehen oder hören wir Werbung wechseln wir den Sender, überblättern wir die entsprechenden Seiten oder klicken die Anzeige schnell weg. Wir werden täglich von tausenden Werbebotschaften bombardiert, die wir nicht sehen wollen. Was tun? Die Werbepausen während eines Spielfilms können wir leider nicht einfach wegdrücken. Was allerdings funktioniert, ist das Blocken von Anzeigen im Internet. Dank der sogenannten Adblocker werden aktuell fast 24% aller Online-Display-Werbungen auf dem Desktop geblockt.
Wie bzw. wo sollen Unternehmen nun ihre Webebotschaften platzieren, damit sie auch gesehen werden? Natürlich dort, wo sich die Zielgruppe aufhält: in den sozialen Netzwerken. Ob Facebook, Instagram oder YouTube – welches Netzwerk für Sie das Beste ist, finden Sie mit diesem Blogbeitrag heraus. So weit, so gut. Wenn es da neben den technischen Adblockern nicht auch noch die mentalen Adblocker bei den Nutzern geben würde. Denn beim Stöbern in den sozialen Medien trifft die „Unterbrecherwerbung“ in Form von bezahlten Anzeigen oftmals auf Ablehnung, wird weggescrollt oder schlichtweg übersehen. Eine sympathische und authentische Lösung kann in diesem Fall das Influencer Marketing sein.
Nun kommt unser erlerntes Wissen vom Anfang des Beitrags wieder zum Einsatz. Influencer geben auf ihren Social-Media-Kanälen Empfehlungen ab und beeinflussen damit im besten Fall das (Kauf-)Verhalten ihrer Follower positiv. Dabei stehen die Markenbotschafter für kein bestimmtes Medium. Es gibt sie auf YouTube, Instagram, Twitter, Snapchat und Facebook. Eines haben sie jedoch gemeinsam – sie verfügen über eine hohe digitale Kompetenz sowie Aktivität in den sozialen Medien und haben sich dort große Fangemeinden zum jeweiligen Spezialgebiet aufgebaut. Unternehmen nutzen die Reichweiten der Influencer, um ein Produkt oder eine Leistung gegen Geld oder eine Sachspende bekannt(er) zu machen und zu vermarkten. Der entscheidende Unterschied zu anderen Marketing Formen ist dabei der Absender, denn beim Influencer Marketing ist dies nicht die Marke selbst. Absender ist der Markenbotschafter, der dies – so zumindest aus Sicht der Follower – als Privatperson macht. Es entsteht Authentizität und eine besondere Glaubwürdigkeit. Als Unternehmen muss man hier aber auch mit einem gewissen Maß an Kontrollverlust umgehen können, denn das Entscheidende bei dieser Werbeform ist, dass der Influencer den Content selbst konzipiert und ausarbeitet.
So können Sie Influencer Marketing für Ihr Unternehmen nutzen:
1. Produkteinführungen
Ein großer Vorteil der sozialen Medien ist die Aktualität. Influencer verbringen einen Großteil ihres Tages online und befinden sich in ihrem jeweiligen Spezialgebiet am Puls der Zeit. Um diesen Expertenstatus zu behalten, berichten sie ihren Followern immer von den aktuellsten Trends, Produkten und Entwicklungen und sind deshalb auch auf ständiger Suche nach Neuheiten. Hier kommen Sie und ihre Produkteinführung ins Spiel!
Zuallererst müssen Sie einen Markenbotschafter finden, der zu Ihrem Unternehmen und Ihrem Produkt passt. Sind Sie z. B. Schreiner von hochwertigen Möbeln so wäre ein bekannter Influencer aus der Tuning-Szene definitiv unpassend, um Ihre Anfertigungen zu bewerben. Das Stichwort ist Authentizität! Wichtig ist nicht die Reichweite des Influencers, sondern vor allem das Themengebiet und die Ehrlichkeit hinter der Empfehlung. Natürlich haben sich im Influencer Marketing schon einige fragwürdige und offenkundig gefakte Kooperationen aufgetan, die beim Endkunden eher für Spott sorgten. Einige skurrile Beispiele finden Sie auf Perlen des Influencer Marketings.
Ist der richtige Ansprechpartner gefunden, muss er neben dem Produkt an sich auch mit allen relevanten Informationen dazu versorgt werden. Denn solch eine Kooperation soll das Produkt richtig sowie vollständig erklären und nicht noch mehr Fragen bei den Followern aufwerfen. Wann ist das Produkt verfügbar? Was ist der Preis? Was ist der Nutzen davon? Sobald der Influencer Content zu Ihrem Produkt veröffentlicht hat, gilt es die Reaktionen der Leser, Follower und Abonnenten zu beobachten. Nutzen Sie die Interaktionen als Feedback für Ihr Unternehmen und Ihr Produkt und verbreiten Sie den Content auch über Ihre Kanäle, um noch mehr Reichweite zu generieren. All das gilt natürlich auch für die Einführung oder Vermarktung von Dienstleistungen.
2. Steigerung der Markenbekanntheit
Als Meinungsführer haben Influencer besonderen Einfluss auf ihre Follower – auch auf Kaufentscheidungen. Trägt ein Influencer eine bestimmte Uhr, geht bei einem Restaurant essen oder liest ein besonderes Buch symbolisiert das: Das gefällt ihm. Gefällt das Gezeigte auch dem Betrachter wird er sich wahrscheinlich über das Produkt (und die Marke) informieren und im besten Fall zuschlagen und es selbst ausprobieren. Diese nahbare und glaubwürdige Art der Empfehlung ist durch werbliche Kommunikation nicht zu übertreffen. Denn hier kann man im direkten Kontakt und mit nur wenigen Klicks auf die Inhalte reagieren, Fragen stellen und interagieren.
Beim Influencer Marketing muss aber dringend darauf geachtet werden, dass der Content nicht zu werblich ausfällt. Wirkt eine Meinung gespielt oder gar gekauft, wirkt sie unecht und schadet möglicherweise sogar Ihrem Image. Lassen Sie dem Influencer Freiraum – damit alles so aussieht und klingt, wie er es seinen Followern vermitteln möchte oder als würde hier ein Freund Empfehlungen aussprechen. Auch die Frequenz ist entscheidend. Mehrere Inhalte haben eine deutliche höhere Wirkung. Zu viele Posts können jedoch die Glaubwürdigkeit schwächen und mit der Zeit nerven. Oberste Priorität haben hier spannende Inhalte für die Community der Influencer und gleichzeitig die authentische Inszenierung der Marke. Das ist die Kunst des Influencer Marketings.
3. Produkttests
Für Produktbewertungen eignet sich nicht jeder Kanal. Hier geht es vor allem um die Vermittlung des Nutzens, was sich allein durch ein Bild nur mäßig darstellen lässt. Videos und Artikel sind dafür die geeignetsten Formate und haben eine längere Halbwertszeit. Instagram spielt in diesem Fall nur eine Nebenrolle und kann zur Befeuerung des Hauptkanals, wie YouTube oder dem Blog, genutzt werden. Auch bei Produkttests ist die Auswahl des richtigen Influencers entscheidend. Denn nur wer sich mit dem Produkt auskennt und das Produkt realistisch beurteilen kann, kommt in Frage. Je mehr Einfluss der Markenbotschafter hat, umso mehr Gewicht haben die Bewertungen bei den Lesern und Abonnenten. Produkttests müssen deutlich von Product Placements, also Produktplatzierungen, abgegrenzt werden.
Artikel auf einem Blog und Videos auf einem YouTube-Kanal erzeugen nicht nur eine verstärkte kurzfristige Sichtbarkeit, sondern können bei guter Optimierung eine langfristige Auffindbarkeit generieren. Die Einweisung in das Produkt muss deshalb so detailliert erfolgen, damit so frei und authentisch wie möglich über das Produkt berichtet werden kann.
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