Warum Nachhaltigkeit zur Pflichtübung für jedes Unternehmen wird

Unser Ressourcenverbrauch ist folgenschwer

Nach dem kalten Frühjahr 2021 kommen folgende Stimmen wieder auf: „Wo bleibt denn bitte schön die Klimaerwärmung? Für den Klimawandel gibt es doch gar keine Beweise!“ Schon längst behaupten einige selbsternannte Experten, dass die Erwärmung ja von erhöhter Sonnenaktivität, langfristigen Klimaschwankungen und sich verstärkten Vulkanismus kommen könnte. Die Auswahl der Gründe ließe sich hier noch mit weiteren Szenarien und Verschwörungstheorien fortführen. So wäre früher schon mal Grönland „Grünland“ gewesen und überhaupt wäre das doch das ganze alles nur Panikmache. Man wolle uns nur die „freie Fahrt für freie Bürger“ nehmen und uns den Konsum und das Reisen madig machen.

Tatsächlich gibt es von Lobby-Verbänden finanzierte Studien, die solche gewagten Aussagen untermauern und so kursieren in den alternativen Medien genügend Theorien, die den Menschen auf abenteuerliche Weise vermitteln wollen, der Klimawandel wäre nur ein Hirngespinst politischer und wirtschaftlicher Eliten. Doch es gibt eine einfach nachvollziehbare Erklärung, die spätestens seit den letzten zwei Dekaden klar einen Zusammenhang zwischen CO₂-Zunahme und Erderwärmung nachweist. Der für den menschlichen Verstand unvorstellbare Ausstoß von mittlerweile geschätzten 40 Gigatonnen Kohlendioxid pro Jahr wird von der Wissenschaft übereinstimmend als klare Ursache nachgewiesen, dass unser Ressourcenverbrauch auf der Überholspur nicht ohne Folgen bleibt. Die stetige und mittlerweile explosive Zunahme des CO₂-Ausstoßes seit Beginn der Industrialisierung belegt eindeutig den Zusammenhang mit dem Treibhauseffekt. Die steigenden Kurven von Kohlendioxidfreisetzung und Erderwärmung gehen kohärent auf einer Linie. Dieser Zusammenhang kann einfach nicht mehr geleugnet werden. Um eine Klimakatastrophe zu verhindern, gibt es nur zwei Ansätze: Den radikalen Ausbau der erneuerbaren Energien und extreme Einsparmaßnahmen mit deutlich weniger Ressourcenverbrauch besonders in den westlichen Industrieländern.

Eine vergleichbare Einheit beim Ressourcenverbrauch entlarvt die Energieverschwender

In dem leicht verständlichen Fachbuch „Erneuerbare Energien ohne heiße Luft“ von Christian Holler und Joachim Gaukel wird sehr anschaulich aufgezeigt, dass die Wohlstandsgesellschaften zu einem radikalen Politikwandel gezwungen sind und ihren Energieverbrauch vollständig aus erneuerbaren Energien decken müssen. Dabei ist es der große Verdienst der Wissenschaftler, dass sie erstmals alle statistischen Werte auf EINE anschauliche Einheit herunterbrechen: „Energieverbrauch in kWh pro Person und Tag“.

So vergleichen den Energieverbrauch verschiedener Länder und stellen folgendes fatales Missverhältnis fest:

U.S.A., Kanada, Saudi-Arabien:        220 kWh

Russland, Australien, Südkorea:      150 kWh

Deutschland, Frankreich, Japan:     120 kWh

China:                                                         70 kWh

Indien, Nigeria, Kenia:                          20 kWh

Diese Berechnung auf einer einheitlichen Basis zeigt ganz klar auf: Die westlichen Industrieländer müssen jetzt endlich liefern. Sie sind der wesentliche Treiber für den CO₂-Ausstoß und sind die Hauptverantwortlichen für die sich anbahnende Klimakatastrophe. Deshalb muss der Verbrauch von CO₂ international bepreist werden und in die Kalkulation eines jeden Produktes und jeder Dienstleistung einfließen. Die schön klingenden Absichtserklärungen bei den internationalen Klimakonferenzen führen zu keinerlei Ergebnissen. Schon in diesem Jahrzehnt muss die Wende eingeleitet werden, da sonst die Kipppunkte eine spätere Wiedergutmachung unmöglich gestalten.

Wenn die Kipppunkte zum „Point of no return“ werden

Steigt der Meeresspiegel um nur einen Meter, wären erstmal Länder der Dritten Welt wie Bangladesch, Indonesien, Thailand und Malediven betroffen. Doch Überflutungen würden auch Florida und die Niederlande tangieren. Vermüllung, Erwärmung und Artensterben schaukeln sich gegenseitig hoch. Auswirkungen mit heftigen Bränden kommen Jahr für Jahr stärker auf, wie in Australien, Kalifornien, Brasilien und in der Arktis im letzten Jahr zu sehen war.

Doch im Vergleich zur Bewältigung der Corona-Krise lesen sich die zukunftsnahen Auswirkungen der Klimakatastrophe wie das Öffnen der Büchse der Pandora aus der griechischen Mythologie: Schon in dieser Dekade könnte der sogenannte Tipping Point stattfinden, der Kipppunkt mit sich selbstverstärkenden Kaskadeneffekten wie Vernichtung der Korallenriffe, weiter steigendem Meeresspiegel, schmelzenden Eisflächen, versiegendem Golfstrom, verschwindendem Regenwald, übersäuernden Flüssen und Meeren, versalzendem Grundwasser, Dauersandstürmen, freigesetzten Gigatonnen von Methan aus den Permafrostböden, Trinkwassernotstand, Epidemien, gewaltsamen Völkerwanderungen und schließlich dem Zusammenbruch der Infrastruktur mit blanker Anarchie. Was wie ein Endzeit-Thriller aus Hollywood daherkommt, kann als Worst-Case-Szenario schon Ende des Jahrhunderts Wirklichkeit werden, wenn wir jetzt nicht vehement gegen die Kipppunkte ankämpfen.

Der Ausmusterungsprozess für Unternehmen startet

Menschen denken meist linear und sind sehr schlecht im Beurteilen von exponentiellen Verläufen. Deshalb hatte auch die Politik viel zu langsam gegen die exponentielle Verbreitung des Corona-Virus reagiert. Eine Ausweitung der Umweltkatastrophe in der Form einer Parabel, die der Form eines Hockey-Schlägers gleicht, droht uns, wenn wir in dieser Dekade nicht die Wende in ein nachhaltiges Wirtschaften in den Griff bekommen. Das sind keine angenehmen Nachrichten, die in den westlichen Demokratien alles andere als für Wählerstimmen sorgen. Gerade deshalb fühlt sich das autokratische China dem Westen haushoch überlegen, wenn es um die Bekämpfung von globalen Katastrophen geht. Doch der Druck, endlich die richtigen Entscheidungen zu treffen, wächst für jede Regierung von Jahr zu Jahr, von Monat zu Monat und von Tag zu Tag. Nachhaltigkeit wird zur Pflicht für jeden Staat der Erde. Doch nicht nur für sie, sondern auch für jedes am Markt agierende Unternehmen und jeden einzelnen Haushalt. Doch darf Nachhaltigkeit nicht aus oberflächlichen Imagegründen und als kosmetisches Beiwerk für die Unternehmenskommunikation vertreten werden. Unternehmen, die nicht nachhaltig wirtschaften, werden in ein paar Jahren ausgemustert, und deutlich früher von den Verbrauchern als von der Politik und den ausführenden Behörden. Immer mehr Kunden werden sich von ihren Unternehmen abwenden, wenn sie nicht den Beweis eines nachhaltigen Wirtschaftens vorlegen können oder diese Einstellung nur oberflächlich vorgeben.

Der Wettlauf beginnt HEUTE


Als Unternehmer*in mit Verantwortung warten Sie daher nicht auf die Politik oder einem Gesinnungswandel in der Bevölkerung. Dieser wird viel früher kommen als wir es uns derzeit vorstellen können. Mit der Corona-Pandemie und zunehmenden Klimakatastrophen dürfte dieser Prozess wohl sehr zeitnah vollzogen werden. Das Weltwirtschaftsforum hat im Mai 2020 mit dem „Great Reset“ den Takt vorgegeben. Sie können schon heute die Zeitenwende in Ihrem Unternehmen forcieren und Ihr Produkt- und Dienstleitungsprogramm inklusive Ihres gesamten Ressourcenverbrauches auf Nachhaltigkeit trimmen. Fangen Sie einfach an! Nehmen Sie sich hierzu Woche für Woche und Monat für Monat eine Erfolgsstory in Sachen Nachhaltigkeit vor. Kommunizieren Sie diesen Fortschritt auf Ihrer Website und in den sozialen Medien. Das wird in den kommenden Jahren zu einer Ihrer Hauptaufgabe werden. Streichen Sie im Ausgleich alle Kampagnen, die nicht auf Nachhaltigkeit ausgerichtet sind. Konzentrieren Sie sich auf das Wesentliche, machen Sie eine „Not-to-do-Liste“. Das wird Sie sogar entlasten und den Blick frei auf neue Alleinstellungsmerkmale machen. Ganz getreu dem Slogan eines weltweit führenden Sportartikelherstellers: „Just do it“.

Nachtrag aus aktuellem Anlass

Am 29.04.2021 wurde vom Bundesverfassungsgericht das Klimaschutzgesetz aus dem Jahr 2019 für verfassungswidrig erklärt. Der Großteil der Klimaschutz-Bemühungen werde in die Zukunft verschoben. Damit seien die zukünftigen Grundrechte der jungen Menschen verletzt.  Die Minderungsziele der Treibhausgasemissionen müssen bis Ende 2022 neu geregelt werden. Die Bundesregierung reagierte daraufhin relativ schnell, offenbar aufgrund des anstehenden Wahlkampfs im Vorfeld der Bundestagswahl. Die Emissionen sollen ab 2030 65% Prozent unter das Niveau von 1990 sinken (bisher 55%), ab 2040 um 88% (bisher 70%), und die Klimaneutralität soll bereits 2045 erreicht werden (bisher 2050). Wie dieses Vorhaben realisiert werden soll, darüber hüllen sich die Verantwortlichen in Schweigen. Es bleibt besonders für die westlichen Demokratien eine gewaltige Herausforderung, ihren Bevölkerungen klarzumachen, dass die Klimaziele neben technischem Fortschritt auch mit Einschränkungen, Verboten und zusätzlichen Bürgerpflichten erreicht werden müssen. Aus den Absichtserklärungen müssen nun klare Regelungen abgeleitet werden, die uns sicher alle betreffen.

Nachtrag von Frank Schätzing

Abschließend noch ein Nachtrag aus dem 100% lesenswerten Buch von Frank Schätzing Was, wenn wir einfach die Welt retten? aus dem Verlag von Kiepenheuer & Witsch 2021. Die letzten Sätze aus dem Klima-Bestseller lauten:

„Der Überlebenskampf des Einzelnen, der Sippe, der Horde, des jungen Staates war im Verlauf der 300.000 Jahre, die wir uns Homo sapiens nennen dürfen, durchweg härter als heute. Wir können uns glücklich schätzen, jetzt zu leben. Wir haben auch keinen Ideenstau, wir stecken nur im Umsetzungsstau. In einer Zeit, in der mehr geht denn je, erzählen wir einander, was nicht geht. Das ist lächerlich. Vielleicht sollten wir weniger Trübsal blasen und einfach lachend den Arsch hochkriegen, dem anderen auf die Schulter schlagen und sagen: Let`s do it and have fun. Probleme zu lösen kann nämlich auch Spaß machen. Gibt es ein Best-Case-Szenario? Ich weiß es nicht. Lohnt es, dafür zu kämpfen? Unbedingt!“

Genau unser Motto: MOve Your Ass and have fun!

 

Bildnachweis: 241470733 von j-mel, 373398671 von VectorMine, 306403060 von j-mel, 131969887 von STOATPHOTO und 314674427 von Memed ÖZASLAN  – www.stock.adobe.com

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Thomas Mohr

Hallo, ich bin Thomas und in den über 30 Jahren als Geschäftsführer habe ich tagtäglich mit Themen zu tun, die sicherlich auch andere Führungskräfte interessieren. Deshalb möchte ich mein Wissen über Personal, Strategie und Positionierung gerne weitergeben und somit anderen Unternehmern einen echten Mehrwert bieten.
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