„Plakate sind überall anzutreffen, in der letzten dunklen nach Urin riechenden Nische Berlins wie im musealen White-Cube.“ – Fons Hickmann & Sven Lindhorst-Emme, anschlag-berlin.de
Im öffentlichen Raum haben sich Plakate als eigenständiges visuelles Medium schon seit über 100 Jahren erfolgreich etabliert. Da Passanten von Motiv und Text gleichzeitig gefesselt werden müssen, um Beachtung zu erlangen, hat sich das Plakat von einem rein textlichen zu einem visuell schnell lesbaren Medium entwickelt: Innerhalb von Sekunden muss der Empfänger erreicht werden. Deshalb ist eine gute optische Fernwirkung, die viel Aufmerksamkeit erregt, besonders wichtig. Im Idealfall bildet ein Plakat einen Dialog zwischen Bild und Text ab. Gerne wird aber auch mit diesen Faktoren gespielt, um Informationen „auf den zweiten Blick“ entdecken zu können.
Damals wie heute wird es in hoher Auflage auf Papier im Bogenformat DIN A1 gedruckt. Das Plakat als Printmedium hat selbst in digitalen Zeitalter eine große Alltagsbedeutung, weil immer noch kaum ein großes oder kleines gesellschaftliches Ereignis ohne das Plakat auskommt: Filme, Theater, Ausstellungen, Wahlen, Sportereignisse, Werbung. Als immer noch sehr gut funktionierendes und beliebtes Medium sind sie deshalb ein gesellschaftlicher Spiegel und eine wichtige Quelle zum Verständnis unserer Zeit.
Mehr oder weniger treffen Plakate ihre eigentliche Zielgruppe, denn sie werden ebenso von denjenigen wahrgenommen, die die Information im Grunde gar nicht suchen. Aber selbst wer nicht sucht, kann mit auffälliger Gestaltung, guten Inhalten und feinem Gespür für Kommunikation angelockt werden und finden. Plakat ist also nicht gleich Plakat. Um das weite Feld der Plakatgestaltung einzugrenzen, soll nachfolgend nur auf aktuelle Wettbewerbe eingegangen werden, die eine repräsentative Auswahl aktueller, mutiger und frischer Plakate zeigen soll.
Es hat sich also eine breite und hervorragende Disziplin entwickelt, die sich also auf ein Format begrenzt und dadurch spezialisiert hat: Der Verein 100 Beste Plakate e.V. kürt jährlich in einem ausgelobten Wettbewerb die 100 schönsten Plakate (DE, AT, CH…), dessen Gewinnerentwürfe wie Kunstwerke in Wanderausstellungen kuratiert werden. Die weltberühmte Kieler Woche (für Segler) ermittelt seit 1948 deren Plakat jährlich ebenfalls über einen Wettbewerb. International ist das Grafik Design Festival Scotland Dreh- und Angelpunkt für hervorragende Plakatgestaltung. Nicht zu vergessen sei das Plakatfestival des Vereins „Mut zur Wut“, dass das politische Plakat wieder aufleben lässt, dessen Ursprung man vermutlich in der letzten dunklen nach Urin riechenden Nische irgendeiner Großstadt findet.
Aktuell wurden die 100 Besten Plakate aus dem Jahr 2018 gekürt. Diese können real auf einer Wanderausstellung bestaunt oder virtuell geklickt werden. Eine kleine Auswahl kann hier bewundert werden.
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