Haben Sie sich jemals Gedanken darüber gemacht, welche psychologische Wirkung der Einsatz bestimmter Farben in Marketing und Werbung hat? Warum verwendet die Allianz Versicherung ein kräftiges Blau in ihrem Logo, Coca Cola ein leuchtendes Rot oder Adidas ein klassisches Schwarz?
Farben transportieren Attribute
Die jeweiligen Farben wurden nicht willkürlich ausgewählt, sondern verfolgen ein Ziel. Sie sollen Personen, die mit der Marke in Berührung kommen nicht nur ästhetisch ansprechen, sondern auch auf einer tieferen Ebene. Im menschlichen Gehirn sind Farben nämlich direkt mit bestimmten Eigenschaften verbunden. Der Allianz werden durch das Blau zum Beispiel Werte wie Vertrauenswürdigkeit und Professionalität zugeschrieben. Coca Colas Rot hat beispielsweise eine Signalwirkung und ruft potentiellen Kunden „Kauf dieses Produkt!“ aus den Supermarktregalen zu. Die Farbe Schwarz wie Adidas sie hingegen verwendet, ist so unauffällig, dass sie schon wieder hervorsticht. Sie ruft Assoziationen wie Luxus, Stärke und Modernität hervor.
Bei den Handwerksbetrieben finden sich ebenfalls passende Beispiele. So sind Rottöne charakteristisch für viele Metzgereien, da die rote Farbe gut zu den Wurst- und Fleischwaren passt und deren Frische unterstreicht. Landschaftsbauer oder Gärtner hingegen bringen Braun- oder Grüntöne zum Einsatz, die beim Kunden schon früh die Verbindung zu Erde, Natur und Pflanzen erzeugen. Blaue Elemente findet man häufig bei Sanitärbetrieben, denn sie sind Spezialisten im Bereich der Wasserversorgung.
Farben geschickt verwenden
Farben lassen sich auch kombinieren, um verschiedene Attribute gleichzeitig zu vermitteln. Denken Sie zum Beispiel an Netflix, den beliebten Dienst für Videostreaming. Er vereint im Logo die Farben Rot und Schwarz. Dadurch wird deutlich, wie spannend und emotional die Inhalte sind (Rot), während Eigenschaften wie Einfachheit oder Funktionalität durch die schwarzen Elemente unterstrichen werden.
Es lässt sich feststellen, dass die Verwendung von Farben in Werbekampagnen nicht unüberlegt stattfinden sollte. Farben bieten Unternehmen die Chance beim Kunden aufzufallen, das Produkt oder die Marke für ihn erfahrbarer zu machen und es damit zu verkaufen. Außerdem steigern sie den Wiedererkennungswert deutlich.
Ihre Kunden mögen es bunt
Generell gibt es beliebtere Farbtöne und welche, die den Kunden allgemein weniger ansprechen. Wenn Sie also Ihre Zielgruppe und entsprechende Persona definiert haben, sollten Sie sich fragen wie Sie Ihre Werbekampagne grafisch – und damit auch farblich – ausgestalten sollten. Dabei sollte die Farbe wie oben erwähnt Ihre Werte widerspiegeln, aber auch die Vorlieben Ihrer Zielgruppe. Sie sollten also die beliebtesten Farben sowie die unbeliebtesten Farben generell kennen. So ist die Lieblingsfarbe von 57 Prozent aller Männer Blau, Grün gaben immerhin 14 Prozent als Ihren Favoriten an. Blau ist ebenfalls die Lieblingsfarbe der Frauen (35 Prozent), gefolgt von Lila mit 23 Prozent. Braun und Orange zum Beispiel mögen weder Frauen noch Männer sonderlich gern.
Dieses Hintergrundwissen kann sehr hilfreich sein, bedeutet aber nicht automatisch, dass Sie für Ihr Marketing niemals Braun oder Orange verwenden dürfen. Wie die nächste Grafik zeigt, gibt es für beide sehr positive Eigenschaften, die den Kern Ihrer Marke hervorheben können. Passen sie also zu Ihrem Image, spricht nichts gegen ihre Verwendung.
Trotzdem müssen Farben in den richtigen Kontext gesetzt werden, denn einer Farbe kann nicht nur eine Eigenschaft zugeordnet werden. Steht Braun zum Beispiel im Rahmen einer Werbung für Confiserie für Genuss und Qualität, unterstreicht in Verbindung mit Möbeln die Attribute Wohnlichkeit und Wärme. Das heißt, Farben akzentuieren Ihre Werbebotschaft, können sie aber nicht alleinstehend und ohne weiteren Kontext vermitteln.
Kontraste setzen Farben in Szene
Im nächsten Schritt können dann Kontraste gezielt die Gestaltung betonen. Sie haben eine Signalwirkung auf den Kunden, weil dieser es von Hinweistafeln aus Bereichen wie dem Straßenverkehr kennt, dass sie auf wichtige Inhalte hinweisen. Außerdem können erhöhen sie die Lesbarkeit und die Erkennbarkeit der Werbung. Bei der Gestaltung einer Webseite hilft es Hintergrund-, Basis- und Akzentfarben zu verwenden, die die logische Struktur der Inhalte unterstreichen und die Navigation erleichtern. Sie können dabei aus einer Farbgruppe stammen oder bewusst kontrastreich gewählt werden.
Der Maler und Kunsttheoretiker Johannes Itten definierte die Theorie der sieben Farbenkontraste, die eine besondere Rolle im Webdesign spielt. Ein Kontrast aus Farben wie Flieder und Dunkelblau wäre nach Itten ein Hell-Dunkel-Kontrast. Er transportiert verschiedene Stimmungen wie Positivität und Negativität, Morgen und Abend. Daneben gibt es beispielsweise den Komplementärkontrast. Hier werden Farben wie Grün und Rot kombiniert, die im Farbkreis gegenüberliegen. Sie steigern gegenseitig die Leuchtkraft, was einzelne Elemente sehr hervorhebt. Auch die Verwendung der anderen Kontraste kann zielführend für Ihre Marke sein.
Die Verwendung von Farben hilft ungemein dabei Ihr Angebot zu vermarkten, denn sie kommunizieren mit dem Kunden. Wie wichtig die ansprechende Farbgestaltung ist, belegt folgender Fakt: Je nach Produktgruppe, werden bis zu 90 % aller Spontanentscheidungen für Produkte auf Basis deren Farbe getroffen. Es lohnt sich also für Ihr Unternehmen Farbe zu wagen!
Bildnachweis: Screenshot von https://www.zervant.com/de/blog/so-findest-du-die-richtige-farbe-fuer-dein-unternehmen/, 42363617 von RPHOTOWORKS und 301933494 von tabosan – www.stock.adobe.com