Immer wenn es darum geht ein Medium zu gestalten, kommt das Gestaltungsraster zum Zuge. Es gibt Ordnung, setzt Regeln und hilft uns Gestaltern ein Produkt zielführend zu gestalten. Doch fangen wir von vorne an. Bevor ein Gestaltungsraster zum Einsatz kommt, sollten ein paar Faktoren geklärt sein.
Das Format
Sie haben sich dazu entschlossen eine Imagebroschüre in Auftrag zu geben. Nun stellt sich die Frage, welches Format hierfür am besten ist. Hier gilt es im Vorfeld Informationen abzufragen: Wo kommen die Broschüren zum Einsatz? Welche Zielgruppe möchten Sie ansprechen? Wo liegt die Broschüre aus? Soll diese versendet werden? Welche Tonalität möchten Sie kommunizieren? Wie viele benötigen Sie?
Sind diese Fragen beantwortet, hat man einige Vorgaben definiert. Nun erhält man ein Gespür dafür, ob ein klassisches A4 Format immer die richtige Lösung ist. Vielleicht wäre ein A5 doch besser? Ein handlicheres Format, das sich leichter versenden lässt. Sie sehen: mit einer soliden Basis kann man die böse Überraschung (die eventuell in Form von erhöhten Versandkosten auf einen wartet) vermeiden. Ist das Format für die Imagebroschüre bestimmt, gilt es den Satzspiegel zu definieren.
Der Satzspiegel
Er ist quasi die „Nutzfläche“ im Medium. In ihm werden die Inhalte, also Texte, Bilder, Grafiken, platziert. Ein Satzspiegel wird dazu erstellt, um der Gestaltung eine stimmige Form zu geben, die für den Betrachter als harmonisch wahrgenommen wird. Der Satzspiegel definiert sich durch die Abstände zum Papierrand. Hier spricht man von Stegen: Kopf-, Außen, Fuß und Bundsteg. Eine Methode einen harmonischen Satzspiegel zu konstruieren wurde 1953 vom Typografen Jan Tschichold entwickelt. Diese Grundlage ist der sicherste Weg einen funktionierenden Satzspiegel zu definieren. Nach Tschicholds Methode wird der Druckbogen mit einer Strahlenkonstruktion versehen. Über die diagonalen Linien lässt sich nun der harmonische Satzspiegel bestimmen. Die Wahl des Satzspiegels ist in jedem Fall stark vom Thema abhängig. Unterschiedliche Satzspiegel erzeugen unterschiedliche Wirkungen auf den Betrachter. Viel Weißraum (große Stege) lässt ein Produkt bspw. sehr hochwertig wirken. Müssen jedoch viele Inhalte platziert werden, sind die Stege klein bzw. schmal. Nun, da das Format geklärt und der gestalterische Rahmen definiert ist, geht es ans Eingemachte.
Das Gestaltungsraster
Jetzt ist es an der Zeit über das Gerüst der Gestaltung zu sprechen. Wie eingangs erwähnt, dient das Gestaltungsraster dazu, Ordnung und Klarheit in der Gestaltung zu gewährleisten. Der vorher festgelegte Satzspiegel wird in Spalten unterteilt und diese werden durch Stege getrennt. So entstehen „Kästen“ innerhalb des Satzspiegels. Diese bilden nun das Gestaltungsgerüst. Positionen können mit Hilfe eines Rasters genau definiert werden. Außerdem gibt es dem Gestalter, trotz aller „Rahmen“, Freiheiten in der Gestaltung: entweder groß und knallig oder schlicht und zurückhaltend. Das Raster bildet die Klammer, in der sich der Gestalter bewegt. Durch die Bezüge, die die Kästen untereinander bilden, interagieren Objekte miteinander. Somit liegt der Gestaltung eine Systematik zu Grunde, die eine Beliebigkeit in der Gestaltung ausschließt.
Das Gestaltungsraster dient dazu, eine Gestaltungsidee medienübergreifend zu realisieren und ein einheitliches Erscheinungsbild zu wahren. Um dennoch spannungsvollere Designs zu erzeugen, besteht auch die Möglichkeit das Raster zu brechen. Dies beruht auf der Grundlage, wer die Regeln beherrscht, darf diese auch brechen.
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