Die Senkung der Mehrwertsteuer ist das Herzstück des aktuellen Konjunkturpaketes. Doch kommt es wirklich damit auch zu dem erwarteten Konjunkturaufschwung? Werden die Unternehmen auch tatsächlich den Vorteil an die Kunden weitergeben?
Im Einzelhandel mit ca. 15.000 Artikeln pro Supermarkt stellt die befristete Senkung der Mehrwertsteuer vor allem einen verwaltungstechnisch hohen Aufwand dar. Die meisten Artikel sind an einer optischen Zahl wie den 99-Cent-Beträgen angelehnt. Hier wird ein Brotaufstrich, der jetzt EUR 2,99 kostet nicht korrekt auf EUR 2,91 umgerechnet. Und der Verbraucher wird sich keinen Hamstervorrat zulegen, wenn der Artikel als Sonderaktion auf EUR 2,79 angeboten wird. Laut einer Beispielrechnung des Bayerischen Rundfunks könnte die Mehrwertsteuersenkung beim Tanken von 50 Litern Benzin eine Ersparnis von EUR 1,54 bedeuten, bei einem Kasten Bier eine Einsparung von 43 Cent und bei einer Leberkässemmel gibt es einen Nachlass von ganzen 3 Cent.
Richtig interessant wird es für den Verbraucher bei größeren Anschaffungen
Die Tatsache, dass die Mehrwertsteuersenkung überraschend schnell bereits zum 01.07.2020 erfolgt, auf große Sparvermögen trifft und befristet für ein halbes Jahr angelegt ist, macht sie für Verbraucher bei größeren Anschaffungen hochinteressant.
Eher geringer dürften die Vorteile beim Kauf eines PKWs ausfallen. Auch wenn man damit rein nominell bei einem Fahrzeug mit Anschaffungswert von brutto EUR 30.000,– insgesamt EUR 756,– spart, so dürfte der Nachlass im neuen Jahr 2021 größer ausfallen, wenn die Automobilkonzerne die Halden ihrer nichtverkauften Benziner und Diesel dezimieren müssen. Hochinteressant sind dagegen Anschaffungen für Privatleute, die heuer noch ihre Häuser renovieren wollen. Eine maßgeschneiderte Einbauküche, ein individueller Wintergarten oder die barrierefreie Modernisierung des Bades dürften im zweiten Halbjahr 2020 deutlich günstiger ausfallen als wenn man diese Investition weiter in die Zukunft aufschiebt.
Handwerksunternehmen sollten daher jetzt die Gunst der Stunde nutzen und den Kunden die längst fällig Sanierung und Modernisierung ihrer Immobilie schmackhaft machen, vorausgesetzt allerdings, sie schaffen noch rechtzeitig die komplette Abwicklung im aktuellen Jahr.
Gute Chancen für Erhöhung der Liquidität
Viele Handwerker machen dabei immer noch den Fehler und lassen sich die Beschaffung des Materials nicht vorfinanzieren. Gerade bei vielen Privatleuten liegt das Geld auf der hohen Kante. Bei den Banken gibt es Null-Zinsen, der Aktienmarkt erscheint weit überbewertet, alternative Anlagen wie Gold bieten ebenfalls keine attraktiven Einsteigewerte. Was liegt also näher, als den privaten Investor gleich um eine Anzahlung für die Materialbeschaffung zu bitten? Man erhöht damit die eigene Liquidität, sichert sich gegen Stornierungen ab, kann damit mehr Aufträge vorfinanzieren und auch längere Lieferzeiten vom Großhandel überbrücken.
Entzugsgespräch statt Verkaufsgespräche führen
Dem Handwerk bietet sich in den nächsten Wochen ein einmaliger „Verkaufskorridor“, in dem man die Mehrwertsteuersenkung wunderbar als spürbaren geldwerten Vorteil an den Kunden verkaufen und gleichzeitig den Entscheidungsdruck für die Investition erhöhen kann. Da mit einer hohen Nachfrage im Bauhandwerk zu erwarten ist, sollte man die Preise stabil halten und gleichzeitig mit einer Abschlagszahlung die Liquidität erhöhen. Kommunizieren Sie diesen Vorteil für Ihre Privatkunden auf einem prominenten Platz Ihrer Homepage, schalten Sie jetzt vor dem Sommer noch rechtzeitig Anzeigen im lokalen Gemeindeblatt, nutzen Sie die aktuelle Diskussion zum Konjunkturpaket und lassen Sie sich keinesfalls auf Preisdiskussionen ein. Vermitteln Sie lieber Ihren Kunden, dass sie sich bei der hohen Nachfrage zügig entscheiden müssen, da nicht absehbar sei, ob die Mehrwertsteuersenkung auch noch für das kommende Jahr gelten wird und die eigene personelle Kapazität schon jetzt gut bis Jahresende ausgelastet sei.
Angebotspakete für die Privatkundschaft inszenieren
Auch für den Handel bietet sich besonders bei größeren Anschaffungen eine gute Gelegenheit, um attraktive Pakete zu schnüren. Der Mehrwertsteuervorteil kann hier auch in Form einer Zugabe bei gleichen Verkaufspreisen eingearbeitet werden: Zum Rasenmäher gibt noch Gartensäcke für den Kompost mit dazu, zum E-Bike erhält der Kunde ein solides Absperrschloss als Zugabe und zur Kiste Wein gibt es Probiergläser mit obendrauf. Gratis-Zugaben können oft wirksamer inszeniert werden mit dem Vorteil, dass die Verkaufspreise nicht verändern werden müssen. Denn Preise zu senken ist meistens viel einfacher als später dem Kunden vermitteln zu müssen, dass jetzt wieder alles teurer werde. Nutzen Sie jetzt die Sommermonate für einmalige Verkaufsaktionen und vertrauen Sie darauf, dass Kunden einen spontanen Impuls benötigen, um aus der Corona-Schockstarre herauszukommen. Gerade die deutschen Konsumenten finden Steuerspareffekte höchst attraktiv und können jetzt trotz Wirtschaftskrise für sinnvolle Anschaffungen im privaten Bereich besonders motiviert werden. Sprechen Sie uns an, wenn entsprechende Angebote auf Ihrer Startseite im Web oder als Anzeige gestaltet werden sollen.
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