Zu was brauche ich noch eine Werbe-Agentur? Das macht doch jetzt alles die KI.

Schon längst kann die KI Musik nach Wahl komponieren, Bilder im Stil der großen Meister malen und Romane nach dem Stil der Bestseller-Autoren schreiben. Die Technik dazu steht noch in den Kinderschuhen. Die notwendige Rechnerleistung, um die gewaltigen Datenmengen noch präziser und schneller auszuwerten, ist mit dem Quantencomputer in den nächsten Jahren auf einem völlig anderen Niveau möglich. In der Entwicklungsgeschichte der möglichen Rechnerleistungen stehen wir wohl noch vergleichbar wie Mitte der 1980er Jahre auf dem Niveau von Windows 1.0.

Mit der zukünftigen Technik lassen sich Werbetexte und Content für die Webseite zusammenstellen, Logo- und Moodboards entwickeln, Bildbearbeitung perfektionieren, passende Fotos und Videos mit virtuellen Welten umgeben. Wer braucht denn dann noch eine Werbe-Agentur? Ja sogar meine Zielgruppenanalyse, die dazugehörige personalisierte Werbung, die weitere Automatisierung von Werbeprozessen inkl. Chatbots und einem rechnergesteuerten Kundenservice: Das lässt sich doch jetzt alles an die Künstliche Intelligenz auslagern?

Wenn es so wäre, dann würden die Unternehmen die besten Unternehmensauftritte und Werbekampagnen auf die Beine stellen, die über die höchsten Rechnerleistungen und besten Algorithmen verfügten.

 

Doch wahre Kreativität entsteht nicht durch Copy-Paste und Rechnerleistung. Sie entsteht auf einer anderen Ebene, sie bricht die Regeln, sie provoziert, geht in Resonanz, berührt, verführt, sinniert, brilliert, inszeniert und wird damit markant. Der entscheidende Unterschied dabei stellt nicht nur das Niveau der Inspiration dar. Diese könnte vielleicht sogar eines Tages mit Hochleistungs-Algorithmen simuliert werden. Die Grenzen der KI stellt die Authentizität dar: Ist das Bild, das ich als Unternehmer*in abgebe stimmig? Schaffe ich mit meinem Auftritt Vertrauen? Wähle ich die richtige Ansprache? Verspreche ich den für den Kunden eigentlich gewünschten Nutzen?

Während die KI-Tools schon heute für einen Standard-08/15-Auftritt völlig ausreichen und vielleicht sogar bessere Ergebnisse liefern als die Mehrheit der belanglos gestalteten Präsentationen, kann die stimmige Positionierung eines Unternehmens auch auf absehbare Zeit nicht von einer Rechner-Intelligenz ermittelt werden. In unseren Workshops fließt Energie auf einer ganz anderen Ebene, die nicht per milliardenfachen „Try&Error“ ermittelt werden kann. Auch die daraus entwickelten Entwürfe, Texte, Fotos und Bewegtbilder, die zu einem authentischen Auftritt beitragen, entstehen immer noch durch emotionale Resonanz, die einer KI völlig fremd ist.

Im Gegensatz zu einem Algorithmus kann ein mittelständisches Familienunternehmen keine tausenden Varianten von Firmen aufmachen und die vielversprechendsten Varianten davon im Markt antreten lassen, um dann mit der besten Version an den Start zu gehen. In der Regel hast Du als Unternehmer*in immer nur diesen einen Versuch, um dein Unternehmen mit der bestmöglichen Positionierung ins Rennen zu schicken.

 

Das große Geheimnis von menschlichem Handeln ist, dass wir keine rationalen berechenbare Wesen sind. Wir sind nie 100% weiß oder 100% schwarz, sondern immer in Grautönen unterwegs. Bei jeder unserer Entscheidung schwingt immer Licht und Schatten mit. Warum wir uns so oder so entscheiden, können wir oft gar nicht erklären. Wir entscheiden emotional und begründen dann rational. In seinem Welt-Bestseller „Schnelles Denken langsames Denken“ erklärt Daniel Kahnemann, warum wir so oft nur schnell Denken, eher „geschickt Raten“. Unser Reptiliengehirn ist mit den Anforderungen unserer modernen Welt nicht mitgewachsen. Wir sind wie ein Rezensent bei amazon zu diesem Buch schreibt: „Eine Rasse von oberflächlichen, leicht beeinflussbaren, größenwahnsinnigen Dummköpfen und Hochstaplern, die keinen Sinn für Zahlen haben, permanent verschiedene Fragen miteinander verwechseln und von Zufällen durchs Leben getrieben werden, während sie sich einbilden, alles selbst zu steuern oder wenigstens gesteuert haben zu können.“

Und diesen „Dummköpfen“ kommt man nicht mit einer künstlichen Intelligenz auf die Schliche, die auch nur aus Myriaden von Beiträgen dieser Dummköpfe die vermeintlich relevantesten Treffer herausgesucht hat. Es braucht die „ver-rückten“ Kreativen, die ihr Handwerk in 10.000 Stunden Meistereignung gelernt haben, um ein Unternehmen oder eine Organisation ins rechte Licht zu rücken. Es braucht ein paar Individualisten, die mit „Move Your Ass“ allen Änderungswilligen und Nicht-Angepassten eine unbequeme Botschaft mitgeben, selbst wieder das Denken und Agieren zu übernehmen. Die KI dabei als Werkzeug zu verwenden, ist legitim. Aber den Kern der eignen Geschäftsstrategie an die Rechenmaschinen zu delegieren, wird wohl die falsche Energie aussenden.

 

P.S.: So einen Blog-Artikel hätte ich mir gerne von der KI schreiben lassen. Allerdings schafft diese Maschine auch nach mehrfacher Aufforderung diese unkonventionelle Gedankensammlung nicht einmal ansatzweise.

 

 

Bildnachweis: 596278879 von Imagecreator

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Thomas Mohr

Hallo, ich bin Thomas und in den über 30 Jahren als Geschäftsführer habe ich tagtäglich mit Themen zu tun, die sicherlich auch andere Führungskräfte interessieren. Deshalb möchte ich mein Wissen über Personal, Strategie und Positionierung gerne weitergeben und somit anderen Unternehmern einen echten Mehrwert bieten.
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